Best Practice ist eines der Modewörter unserer Zeit und in aller Munde. Doch was steckt eigentlich dahinter, was meint der Begriff?
Best Practice meint im wörtlichen Sinne die „beste Praxis“. Meist geht es darum, diese „beste Praxis“ von „den Besten“ zu lernen. In jeder Branche gibt es Marktführer und Unternehmen, die „den Ton angeben“. Es sind Unternehmen, die in der Vergangenheit gezeigt haben, dass sie für die Herausforderungen des Alltags die besten Lösungen gefunden haben. Diese Unternehmen haben meist für wiederkehrende Prozesse optimale Muster und Handlungsanweisungen entwickelt. Dies geschah über einen längeren Zeitraum, mit viel Geduld und kontinuierlicher Verbesserung. Oft gelten diese Muster dann als „das Erfolgsrezept“, an das sich andere Unternehmen halten sollten, um damit ebenso erfolgreich zu werden. Was dabei oft übersehen wird, ist eine wichtige Tatsache: Die Praxislösung, die zur Best Practice wird, hat bei einer Person bzw. in einem bestimmten Unternehmen gut geklappt. Es gibt Menschen und Unternehmen, die ähnlich ticken. Für diese sind die Best Practice Lösungen oft passend und stimmig. Doch in der gleichen Branche gibt es andererseits Unternehmen und Unternehmer, die anders sind. Die ihrer Arbeit andere Maßstäbe zugrunde legen und denen andere Werte wichtig sind. Wenn diese die vermeintlich besseren Universal-Lösungen der Marktführer unbesehen übernehmen, geschieht oft genau das Gegenteil des erhofften Erfolges. Das, was bisher gut funktioniert hat, funktioniert mit den übergestülpten Mustern nicht mehr. Das Scheitern des Best Practice Ansatzes wird dann damit begründet, dass „man“ sich eben nicht genug angestrengt hat.
Der Begriff „Standardlösung“ stammt aus der Chemie. Ursprünglich geht es hier um eine Lösung im Sinne der Chemie, die eine genau definierte Menge eines bestimmten Parameters wie z.B. Chlor enthält. Mit Hilfe der Standardlösung können die Arbeitsweise und das Messverfahren überprüft werden. Im unternehmerischen Sinne ist eine Standardlösung eine pauschale Lösung. Eine, die für einen bestimmten Vorgang die gleichen Methoden und Vorgehensweisen vorsieht.
Können Best Practice und eine Standardlösung nun in einer Krise hilfreich sein? Auch hier lohnt sich ein Blick auf die Definition des Wortes. Das Wort Krise, das aus dem Griechischen stammt, bedeutet ursprünglich schwierige Lage.
Im Allgemeinen wird eine Krise heute als Höhepunkt oder Wendepunkt einer gefährlichen Konfliktentwicklung definiert. Der Krise voraus geht eine „massive und problematische Funktionsstörung über einen gewissen Zeitraum“ (Krise – Wikipedia) Eine Krise kann einzelne Personen betreffen oder auch mehrere. Sie kann verschiedene Ursachen haben. Die Entscheidungssituation auf dem Höhepunkt der Krise kann entweder zum Lösen des Konfliktes oder zur Verschärfung der Situation führen. Damit ist über die Definition schon geklärt, dass es eine „Dauerkrise“ nicht geben kann.
Typische Ursachen von Krisen können der Verlust von wichtigen Ressourcen oder Personen sein. Oder widersprüchliche Anforderungen, die mit den vorhandenen Möglichkeiten nicht bewältigt werden können.
Da jedes Unternehmen und jeder Unternehmer unterschiedlich ist, gleicht keine Krise der anderen. Der Unternehmer bringt immer seine eigene Persönlichkeit, seine Ziele, seine Werte und Haltungen in das Unternehmen ein. Jede Krise ist damit einzigartig. Zwar können Krisen, die durch id
entische äußere Umstände ausgelöst wurden, sich ähneln. Doch sie gleichen sich nie. Denn jedes Unternehmen und jeder Unternehmer bringt seine ganz eigenen Kompetenzen, Fähigkeiten, Erfahrungen und damit Möglichkeiten ein. Verliert ein Unternehmen „nur“ wichtige Ressourcen oder Personen, führt das nicht automatisch zu einer Krise.
Wie sollen nun also Best Practice oder Standardlösungen in einer Krisensituation helfen?
Gerade in einer Krise kommt es nicht auf standardisierte Prozesse mit einem definierten Ergebnis an. Da die Krise als Höhe- oder Wendepunkt definiert ist, weiß ich zu diesem Zeitpunkt nicht, wie mein definiertes Ergebnis aussehen wird. Es kann zur Lösung führen oder zur Verschärfung. Damit sind Standardlösungen fehl am Platz. Diese sind pauschal und für einen bestimmten Vorgang gemacht. In der Krise ist es meist so, dass etwas, das bisher funktioniert hat, nicht mehr funktioniert. Passt die Lösung nicht zum Unternehmen bzw. zum Unternehmer, nicht zu dessen Werten und Besonderheiten, wird sie nicht den erhofften Erfolg bringen. Es braucht die aktive Mitarbeit des Unternehmers, um die individuell passende Strategie zu entwickeln. Nur so kann verhindert werden, dass eine Pauschallösung übergestülpt wird, die die Eigenheiten des Unternehmens nicht berücksichtigt. Da jede Krise einzigartig ist, ist auch der Weg aus der Krise in jedem Fall ein anderer.
Der beste und sinnvollste Ausweg aus einer Krise ist es, gezielt hinzuschauen, die Perspektive zu wechseln und dann angepasste und individuelle Lösungen für die Krise zu finden.
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