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AutorenbildMathias Durchdenwald

Was mich meine Fahrradtour nach Bratislava lehrte

Mit dem richtigen Ziel wächst Du über Dich hinaus. Und wenn Du es erreichst kommt nicht die große Leere, wie oft von Fachleuten behauptet, sondern erst der Stolz und dann die Energie, die Du für Deine nächsten Aufgaben mitnehmen kannst.


Manchmal gibt es Erlebnisse im Leben, die einen beim Erzählen strahlen lassen. Wir spüren wieder die damaligen Emotionen wie Stolz und Freude. Alles wird wieder lebendig in unserer Fantasie

In einer sehr schweren Phase meines Lebens saß ich mit einigen befreundeten Unternehmern zusammen und wir sprachen über meine Situation. Um eine neue Sichtweise zu gewinnen, wurde ich gefragt, was ich erlebt habe und was ich gerne so wieder in meinem Leben hätte.

Ich antwortete, ganz Unternehmer,

  • energievolle Strategietreffen mit wichtigen Mitarbeitern

  • tolle Abschlüsse mit wichtigen Kunden

  • ein tolles erfolgreiches Projekt, dass wir für einen Kunden möglich gemacht haben

Die Antwort meiner Freunde darauf war: "Wir haben jetzt nichts gespürt. Das ist alles verkopft. Was hast Du erlebt, dass Dich so richtig mitgerissen hat, das sich ganz tief eingebrannt hat?"


Und dann habe ich von meiner Fahrt mit dem Fahrrad von Landshut nach Bratislava erzählt. Meine Augen haben begonnen zu leuchten:


Ich war ganz gut trainiert aber nicht so, dass ich wirklich als Radsportler bezeichnet werden kann. Mit 42 Jahre und nach einem schweren Hüftbruch wollte ich beweisen, dass ich wieder richtig fit bin.

Ich war, wie es meine Natur ist, sehr optimistisch und nahm mir vor, in 3 Tagen die 470 km von Landshut nach Bratislava zu radeln.



Mein Gepäck hatte ich in einem großen Rucksack auf dem Rücken.

So ging die Reise am ersten Morgen los, von der Isar zur Vils und weiter. Bis Mittag des 1. Tages kam ich an der Donau an und verschlang in Minuten meine Pizza. Nach 150 km, bereits auf österreichischem Boden, spürte ich langsam meinen Po und die Beine. Ich wollte langsam nach einem Quartier suchen. Nach 190 km war ich dann kurz vor Linz und beschloss, dass ich dort wohl am besten etwas zum Schlafen finden könnte. Mit den letzten Kräften schaffte ich es zu einem Fahrrad Hotel am anderen Ende der Stadt. Mittlerweile war ich 220 km auf dem Fahrrad unterwegs. Mein Kalorientracker sagte mir, dass ich 8000 Kalorien verbrannt hatte. So viele Nudeln konnte ich gar nicht essen, um das wieder aufzufüllen.


Am nächsten Tag bin ich früh aufgestanden und schleppte mich zum Frühstück. Ich fühlte mich, als hätte mich in der Nacht ein LKW überfahren.

Zurück auf meinem Fahrrad dachte ich, ich schaffe heute kein km. Der Po schmerzte und in den Oberschenkeln wütete ein unbeschreiblicher Muskelkater. So schleppte ich mich 5 km, 7 km, 8 km, .... Bei km 13 dachte ich an frühzeitigen Abbruch und „schlafen bis nichts mehr weh tut“. Doch dann kam meine große Chance in Form von 2 Fahrradfahrerinnen, die mich überholten. Ich biss die Zähne zusammen und hängte mich hinten dran. 25 km später waren meine Muskeln warm und den Po spürte ich auch nicht mehr. Ich war wieder auf Track.

Meine Tagesetappe war am Ende 135 km und ich übernachtete erschöpft und zufrieden in der Nähe von Tulln. Wien war schon fast in Sichtweite.


Am nächsten Morgen spürte ich den größten Wolf aller Zeiten zwischen meinen Beinen. Ich fuhr als erstes in die örtliche Apotheke um mich mit Wund- und Heilsalbe zu versorgen.

Die Strecke zwischen Wien und Bratislava konnte ich nur noch stehend zu fahren. So lange bis die Beine nicht mehr wollten. Dann kurz Sitzen und wieder einige km im Stehen weiter.

In der Ferne konnte ich schon die Burg von Bratislava sehen.



An der ersten Brücke in Bratislava stieg ich ab und schob mein Rad ins Zentrum. Ich hatte es geschafft. Ich hatte mein unsagbar optimistisches Ziel erreicht.


Ich war völlig am Ende. Und ich war stolz wie selten zuvor. Ich wusste ich habe meine Grenzen ausgetestet, ich habe sie überschritten und habe so mein Ziel erreicht. Ich habe mich von nichts abbringen lassen, nicht von den Schmerzen oder der großen Zahl an km, die ich noch vor mir hatte.

Diese Herausforderung entsprach genau meinen Wünschen und Bedürfnissen: Abenteuer, Grenzerfahrungen, für mein Ziel kämpfen.

Die Erinnerung daran und das Erzählen davon lassen meine Augen leuchten. Sogar in Momenten und Situationen, in denen es mir gar nicht gut ging.

Genau solche Abenteuer möchte ich immer wieder erleben.


Welche Ziele passen genau zu Deiner Person?

Was lässt Dich Deine Grenzen überschreiten?

Was macht dich Stolz und gibt Dir Energie für Deine nächsten Herausforderungen?

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